Evang.-ref. Kirchgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach

Ein Schiff und ein Wald in der Kirche

Anstelle einer Predigt, die Geschichte vom «Mann mit den Bäumen»

Die Kirche im Wil überzeugt nicht allein wegen ihrer architektonischen und theologischen Konzeption, sondern bietet auch vielfältige inszenatorische Möglichkeiten. Betraut mit der dankbaren Aufgabe, das religionspädagogische Konzept der Landeskirche umzusetzen, versuchten meine Frau, Pfrn. Galina Angelova und ich, diesen einzigartigen Raum für Kinder und Jugendliche erfahrbar zu machen. Sei es beim Unterricht oder bei den Familiengottesdiensten, sei es beim Einzug des Esels am Palmsonntag oder bei der dichten Stimmung an Heiligabend.

Mein «Lieblingskind» war der Gottesdienst zum Schuljahresanfang. Als Theaterfan hatte ich stets viele Ideen, glücklicherweise liessen sich die Sigristen und Katechetinnen auf kreative Experimente ein. So stand im August 2007 ein Schiff in der Kirche, gefertigt aus Bühnenelementen und einer grossen Menge an Wellkarton. «Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt», sangen wir passend zu diesem urchristlichen Symbol. Nach einer Theaterszene und der Predigt folgte die Nennung der Besatzung. Die neuen Zweitklässler und KonfirmandInnen wurden begrüsst und auf das Schiff gebeten. Die Reise in den neuen Klassen konnte beginnen, das Symbol Schiff sie zur Teamarbeit motivieren.

Unvergesslich ist der Schuljahresanfangsgottesdienst von 2011. Am Vortag des Gottesdienstes schnitt ich im Wald, bewilligt vom Förster, grosse Zweige ab. Anstelle einer Predigt spielten und erzählten wir zusammen mit dem CEVI die Geschichte vom «Mann mit den Bäumen». Das Gleichnis von Jean Giono handelt von einem Mann in Südfrankreich, der vor mehr als 100 Jahren aus einer wüstenartigen Einöde einen riesigen Eichenwald schuf - aus seinen Händen und aus seiner Seele. Der Moment kam, als die Kinder und Jugendlichen aufgerufen wurden. Als sie nach vorne kamen trug jeder und jede einen Ast in der Hand – so wuchs bildhaft-symbolisch im Kirchenraum ein Wald mit rund 80 «Bäumen». Ein kraftvolles Bild für eine lebendige Kirchgemeinde und die Bewahrung der Schöpfung.

Jürg-Markus Meier, Pfarrer in Dübendorf von 2004 - 2015