Evang.-ref. Kirchgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach

Spüren

Herkunft des Wortes spüren (Duden)
mittelhochdeutsch spür(e)n = suchend nachgehen, aufspüren; wahrnehmen, althochdeutsch spurian = eine Spur suchen, verfolgen

Bedeutung:
1. körperlich empfinden; wahrnehmen, fühlen

Beispiele:
  • eine Berührung auf der Haut spüren
  • er spürte Zorn in sich aufsteigen
  • Schmerz im Bein spüren

2. gefühlsmässig, instinktiv fühlen, merken

Beispiele:
  • jemandes Enttäuschung, Verärgerung spüren
  • er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte

Zitate:
• «Das Gefühl kann viel feinfühliger sein als der Verstand scharfsinnig.»
(Viktor Frankl)
• «Einfühlsamkeit ist eine Gabe, die dem abgeht, der nur sich selber kennt.»
(Peter Amendt)
• Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den
Worten (Gesten) fühlen. (Samuel Butler)
• Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das
schönste Glück auf Erden. (Carl Spitteler)

Bibelverse
• Philipper 4,5
Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.

• Johannes 13,34-35
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt
habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen,
dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III.
Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, wo das Herz hart wird. Frage nicht weiter, was damit gemeint sei; wenn Du jetzt nicht erschrickst, ist Dein Herz schon so weit.

Das harte Herz ist allein; es ist sich selbst nicht zuwider, weil es sich selbst nicht spürt. Was fragst Du mich? Keiner mit hartem Herzen hat jemals das Heil erlangt, es sei denn, Gott habe sich seiner erbarmt und ihm, wie der Prophet sagt, sein Herz aus Stein weggenommen und ihm ein Herz aus Fleisch gegeben (Ezechiel 36, 26).

Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? Darin lobe ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben, der das Wort Salomos kennt: Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit (Jesus Sirach 38, 25). Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.

Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1.Korinther 9, 22), lobe ich Deine Menschlichkeit – aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du – nach dem Wort des Herrn (Matthäus 16, 26) – alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? Wie lange bist Du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Psalm 78, 39)? Wie lange noch schenkst Du allen andern Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selber?

Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: tu das immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.

Augustinus (354-430)
Die Menschen machen
weite Reisen, um zu staunen

über die Höhe der Berge,
über die riesigen Wellen des Meeres,
über die Länge der Flüsse,
über die Weite des Ozeans
und über die Kreisbewegung der Sterne.

An sich selbst aber gehen sie vorbei,
ohne zu staunen.

Musik zum Hören
Text & Musik: Martin Pepper, © 2011 mc-peppersongs
Spüren, was ist | Erfahren und Empfinden | Lyric Video | #MartinPepperOfficial (youtube.com)