Da will man an einem heissen Sommertag in den See springen und dann das:
Blaualgen sind aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich gar keine Algen, sondern sogenannte Cyanobakterien. Diese gibt es überall auf der Welt, überwiegend im Süsswasser und dort wo es feucht ist. Sie sind gegen Hitze, Kälte und Salz resistent und darum auch in Salzseen oder sogar unter dem Eis der Antarktis zu finden. Zurzeit sind weltweit ca. 2000 Cyanobakterien bekannt.
Sichtbar für uns werden sie erst, wenn sie in grosser Masse vorkommen, ansonsten nehmen wir sie nicht wahr, denn die einzelnen Lebewesen sind, wie es sich für Mikroorganismen gehört, winzig klein. Blaualgen sind keine echten Algen, denn sie besitzen im Gegensatz zu den im üblichen Sprachgebrauch als „Algen“ bezeichneten eukaryotischen Lebewesen (Grünalgen etc.) keinen echten Zellkern. Von blossem Auge sichtbar sind Ansammlungen von Cyanobakterien z. B. als schwarzblaue Beläge auf feuchtem Gestein oder meterlange Büschel rot, blau oder grün gefärbter Wasserblüten.
Blaue Färbung dank Phycocyanin
Blaualgen gelten als „Pflanzen des Ozeans“, weil sie in gigantischen Grössenordnungen wie die Grünalgen Photosynthese betreiben, Sauerstoff produzieren und das Klimagas CO2 aus der Umgebung entnehmen.
Photosynthese
Die Photosynthese ist ein biochemischer Vorgang bei dem Lichtenergie mit Hilfe von lichtabsorbierenden Farbstoffen in chemische Energie umgewandelt wird. Diese wird dann genutzt, um aus energiearmen anorganischen Stoffen, wie Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O), energiereiche organische Verbindungen (vor allem Kohlenhydrate) aufzubauen. Bei der oxygenen Photosynthese wird molekularer Sauerstoff (O2) freigesetzt. Zu diesen lichtabsorbierenden Stoffen gehört das Blattgrün, genauer Chlorophyll. Insbesondere höhere Pflanzen und Grünalgen enthalten Chlorophyll.
Cyanobakterien enthalten neben dem Chlorophyll auch Phycobiline, nämlich Phycocyanin (blau) oder Phycoerythrin (rot). Die Färbung der Cyanobakterien reicht daher von blaugrün über grasgrün bis zu rot oder dunkelbraun – je nach Pigmentgehalt in der Zelle. Der typischen blaugrünen Färbung verdanken sie ihren Namen, selbst wenn der entsprechende Farbstoff nicht in allen Arten zu finden ist.
Starkes natürliches Gift mahnt zur Vorsicht
Leider produzieren Cyanobakterien unterschiedliche Gifte, die die Wasserqualität stark verschlechtern. Einige dieser Toxine gehören zu den stärksten natürlichen Giften und können für Menschen und Tiere gesundheitsgefährdend sein. Bei Badenden sind schon allergische Hautreaktionen bis hin zu Entzündungen entstanden. Die Bakterien können sich in Fischen und Muscheln auch so stark ansammeln, dass beim Fischessen solche Toxine in den menschlichen Körper gelangen und gelegentlich zu tödlichen Vergiftungen führen.
Im Sommer 2020 starben sechs Hunde nach einem Bad im Neuenburgersee infolge vermuteter erhöhter Blaualgenkonzentration, sodass ein Badeverbot erlassen wurde. Im gleichen Jahr verendeten in Afrika innerhalb weniger Monate mehrere hundert Elefanten an Cyanobakterien.
Ideale Bedingungen für Blaualgen sind vielfältig
Die Bedingungen für starke Vermehrung von Cyanobakterien sind vielfältig und nicht immer eindeutig zu klären. Hoher Phosphat- und evtl. Stickstoffgehalt im Wasser – verursacht beispielsweise durch ungeklärte Abwässer mit Waschmittelrückständen oder durch Tierausscheidungen – können in Verbindung mit höheren Wassertemperaturen die Entwicklung der Bakterien begünstigen. Als Gegenmassnahme wird der Greifensee seit 2009 künstlich belüftet und wir hoffen, dass dieses Jahr die idealen Bedingungen für die Vermehrung der Blaualgen nicht gegeben sind und wir mit Freude ins kühle Nass springen können!
Für das Umweltteam: A. Tyndall