Evang.-ref. Kirchgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach

Der Kirche ein Gesicht geben

Viele Jahre als Sigrist im Einsatz


In den Jahren 2006 bis 2014 bin ich in der Kirche im Wil Sigrist gewesen. Dadurch bin ich ganz vielen Menschen begegnet. Oder ist es umgekehrt? Viele Menschen sind mir begegnet. - Denn wer in die Kirche im Wil gekommen ist, hat mich dort angetroffen. Für alles in der Kirche bin ich allein zuständig gewesen – für die Gottesdienste und Veranstaltungen ebenso wie für das Gebäude und die Umgebung.

Manchmal hat es sehr intensive und strenge Zeiten gegeben. Stellen Sie sich vor, wie das an Weihnachten ist. Das Programm an Heiligabend beginnt schon am Nachmittag mit der Familienweihnachtsfeier. Selbstverständlich bin ich als Sigrist im Einsatz. Danach geht es weiter mit der Offenen Weihnachtsfeier im ReZ. Bei dieser Feier geniesse ich etwas Ruhe und das feine Weihnachtsessen, aber selbstverständlich biete ich Hand, wenn Hilfe gebraucht wird.

Nachher ist der Spätgottesdienst, der damals noch um 23.00 Uhr begonnen hat. Wenn danach Ruhe eingekehrt ist, bin ich noch da geblieben um aufzuräumen. Es wird eine kurze Nacht! Vor allem dann, wenn Winterwetter angesagt ist und es über Nacht schneit. Dann bin ich schon früh unterwegs, um mit dem Rapid den Schnee zu räumen.

Am Weihnachtstag feiern wir einen Abendmahlsgottesdienst. Darum hole ich in der Bäckerei das Brot und schneide es anschliessend in mundgerechte Stücke. Auch die Abendmahlskelche müssen gefüllt werden, und vielleicht singt an diesem Morgen auch noch ein Chor. Noch bevor der Gottesdienst beginnt, habe ich also schon viel gearbeitet. Doch nun freue ich mich, mit der Gemeinde zusammen den Weihnachtsgottesdienst zu feiern. Das ist schön und tut gut!

Durch meine Arbeit als Sigrist bin ich so richtig zu einem Dübendorfer geworden. Ich habe zwar schon vorher hier gewohnt, aber mein Dienst in der Kirche hat bewirkt, dass ich mich hier verwurzelt habe – in der Stadt und in der Kirchgemeinde. Das ist schon eine besondere Erfahrung: Zu sehen, wie sich Menschen hier versammeln, wie sie miteinander verbunden sind und einander tragen. Das macht Kirche aus – die Gemeinschaft von Menschen.

Ich selber habe als Sigrist viele wertvolle Persönlichkeiten kennengelernt – nicht nur Mitglieder der Kirchgemeinde, sondern auch Prominente. In herzlicher Erinnerung sind mir zum Beispiel Frank Tender und seine Frau, Pfarrer Ernst Sieber und seine Frau, die Sängerin Sonja Sieber, das bekannte Trio Eugster oder auch der Dirigent des Dübendorfer Kammerorchesters, Arthur H. Lilienthal. Als Sigrist habe ich ein Privileg besonders genossen: Jedes Konzert habe ich nicht nur gratis besuchen können, sondern bin sogar dafür bezahlt worden! Nicht schlecht, oder?

In meinen Jahren als Sigrist habe ich der Kirche im Wil ein Gesicht gegeben, das ich mit meinem Einsatz und meiner Art gefüllt habe. Ich hoffe, dass viele Leute ebenso gerne an diese Zeit zurückdenken wie ich.

Auf die Frage nach der wichtigsten Eigenschaft eines Sigristen sage ich: «Ein Sigrist muss allen Menschen offen begegnen und sie so nehmen, wie sie sind. Denn die Leute merken sehr schnell, wenn sie in der Kirche willkommen sind.»

Werner Bolliger