Es ist schon ein paar Jahre her, und es ist an einem nasskalten Abend im Dezember gewesen: Einige Leute haben an der Marktgasse in Dübendorf Adventslieder gesungen und haben die Passanten zum Mitsingen eingeladen. Das ist ja völlig unspektakulär, aber mich hat es tief in meinem Herzen berührt. Ist das Gottes Stimme gewesen, die zu mir geflüstert hat? Auf jeden Fall habe ich nach vielen Jahren «Kirchenabstinenz» begonnen, wieder Gottesdienste zu besuchen.
Wenn ich am Sonntagmorgen in die Kirche gehe, geschieht mit mir etwas Erstaunliches. Ich klinke mich aus meinem oft stressigen Alltag aus und darf einfach hier sein - so, wie ich bin. Unter diesem grossen und weiten Zeltdach der Kirche fühle ich mich ganz klein, aber auch geborgen. Im Gottesdienst kommt es mir manchmal vor, dass Gott ganz direkt zu mir redet. Da berührt er eine Stelle in meinem Leben, die bisher noch nicht in Kontakt mit seiner Liebe gekommen ist. Dann kann es geschehen, dass die Tränen fliessen. Nicht, weil ich traurig bin, sondern weil Gott so gut zu mir ist.

Seit einiger Zeit gehöre ich zum Team der Impuls-Gottesdienste. Es tut mir gut, zu dieser Gruppe zu gehören. Unsere Sitzungen sind spannend und dauern meistens lange, weil alle so viel zu sagen haben. Bei unterschiedlichen Meinungen diskutieren wir offen und fair miteinander, bis wir eine Lösung finden. Überhaupt fällt mir auf, mit welchem Respekt wir einander begegnen. Unser Wunsch ist es, dass dieses Wohlwollen nicht nur unter uns bleibt, sondern ausstrahlt in die Gottesdienste und in die ganze Kirchgemeinde.

Mir selber ist die Offenheit und Weite der Kirche ganz wichtig. Es geht nicht darum, über den richtigen Glauben zu streiten, sondern seinen persönlichen Glauben zu finden. Gottes Wahrheit besteht bestimmt nicht in festen und abgeschlossenen Glaubenssätzen, sondern darin, dass er uns in seiner Liebe begegnet. In dieser Begegnung wird Gottes Wahrheit für uns Menschen erlebbar und wahr.

Anna Rintelen