Klara Hager wohnt im ersten Haus an der Fällandenstrasse, direkt gegenüber der Kirche im Wil. Sie hat in diesem Frühling ihren 93. Geburtstag gefeiert. Das sieht man ihr nicht an! Klara Hager weiss viel aus ihrem langen Leben zu erzählen.
Aufgewachsen bin ich in Wildhaus, dem Geburtsort von Huldrych Zwingli. Mein ganzes Leben lang habe ich den Bezug zum Glauben, zur reformierten Kirche und zum Toggenburg gepflegt. Das verbindet mich mit vielen Menschen und mit dem Leben.
Meine beiden Töchter wurden in den Kirchen im Wil konfirmiert – die ältere noch in der alten Kirche, und die jüngere bei der ersten Konfirmation in der neuen, im Frühling 1971, durch Pfarrer Walter. Seither sind viele Jahre vergangen, und ganz vieles hat sich verändert. Viele Pfarrpersonen sind gekommen und wieder gegangen, und mit manchen von ihnen bin ich eng verbunden gewesen. Wir haben ein Stück Weg miteinander geteilt. Da ist zum Beispiel Ulrike Müller, die mich in einer schwierigen Zeit begleitet hat. Damals, im Jahr 1990, ist mein Mann Fredi ganz plötzlich und viel zu früh an einem Herzinfarkt gestorben ist. Es ist kaum zu glauben, dass das schon über dreissig Jahre her ist und ich mein Leben seither alleine meistere. – Nein, das stimmt so nicht: Ich bin in ein grosses Beziehungsnetz eingebunden. Manche Freundschaften halten schon mehr als 60 Jahre, worüber ich mich sehr freue. Mein Alter fordert von mir, loszulassen. Ich bin damit beschäftigt, Dinge wegzugeben, die ich nicht mehr brauche, und ich habe auch schon von vielen lieben Menschen Abschied nehmen müssen.
Die Kirche und die Gottesdienste, in denen ich wenn immer möglich dabei bin, bedeuten mir sehr viel. Ich gehöre zu dieser Gemeinschaft dazu, die mir guttut. Hier kommen Menschen zusammen, die ich gerne sehe und mit denen ich mich verbunden fühle.
Zwei Wünsche habe ich, wenn sich mein Lebenskreis einmal schliesst: Ich will, dass die Urne mit meiner Asche im Gemeinschaftsgrab in Wildhaus beigesetzt wird. Und hier, in der Kirche im Wil, soll ein Gottesdienst gefeiert werden, bei dem sich meine Familie und meine Freunde und Bekannten an mich und mein gutes und schönes Leben erinnern.»